Design für die Kleinsten - neue Farben für den Kinderstuhl S 43 K

Im Interview mit Eva Marguerre und Marcel Besau

Wenn ihr euch als Kinder einen Stuhl hättet wünschen können, wie hätte er ausgesehen? Und was hättet ihr mit ihm anstellen wollen?

Für ein Kind ist ein Stuhl ein faszinierendes Universalwerkzeug, er verschiebt die Grenzen des Erreichbaren und die Wahrnehmung des Machbaren. Als Kletterhilfe für unerreichbare Dinge oder als Tragwerk für die Deckenburg, als Sitz in der selbstgebauten Eisenbahn für die Kuscheltiere oder einfach nur, um mit der Familie am Tisch auf Augenhöhe zu sitzen.

Ihr seid selbst Eltern: Welche Eigenschaften machen aus heutiger Sicht für euch einen guten Kinderstuhl aus?

Neben dem Thema Sicherheit, dem man eine viel größere Bedeutung beimisst, wenn man selbst Kinder hat, kommt es bei einem Stuhl darauf an, dass er robust. Die Stühle bei uns zu Hause sind Spiel- und Werkzeug zugleich und werden nicht zimperlich behandelt. Wir haben diverse und ganz unterschiedliche Kinderstühle. Der Favorit ist ein knallgelbes Exemplar. Da kommt unser Sohn wohl nach seinen Eltern.  

Braucht ein Kinderzimmer Design-Stühle? Wenn ja: warum? 

Aus kindlicher Perspektive steht das Thema Design vermutlich noch nicht im Vordergrund. Aber als Eltern und als Designer wollen wir natürlich, dass unser Nachwuchs schon möglichst früh ein Bewusstsein für Qualität und Langlebigkeit entwickelt. Vielleicht geht es uns da sogar ein bisschen um die Vermittlung von Designgeschichte und die Unterschiedlichkeit von Gestaltung, Fertigung, Material und Farben. Nicht zuletzt aus Gründen der Nachhaltigkeit ist Qualität ein ganz wichtiger Aspekt, für den wir unsere Kinder sensibilisieren müssen. 

Daneben ist es ein schöner Gedanke, dass so ein Kinderstuhl im besten Fall etwas Generationsübergreifendes hat: ein Möbelstück, mit dem im Erwachsenenleben viele Erinnerungen an die Kindheit verbunden sind, die man dann auch an die nächste Generation weitergibt.

Welche Rolle spielen eurer Meinung nach Farben bei der Gestaltung von kindlichen Umgebungen? Welche Wirkung können bzw. sollten sie haben? 

Farben sind ein wichtiger Teil der menschlichen Wahrnehmung, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Farben schaffen einen emotionalen Zugang zu Dingen und zu unserer Umwelt, sie können begeistern, neugierig machen, stimulieren oder auch beruhigen. Bei Kindern kann man beobachten, dass sie noch viel direkter auf Farben reagieren als Erwachsene und das auch formulieren. Ein ganz wichtiger Aspekt, dem wir immer wieder begegnen, ist, dass Farbe nicht gleichzusetzen ist mit Buntheit. Kinderzimmer müssen nicht bunt sein, um kindgerecht zu sein, vielmehr sollten sie eine Umgebung bieten, die unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden kann, mal stimulierend und mal beruhigend wirken. Praktisch betrachtet könnte ein Kinderzimmer mit einer ausgewogenen Mischung aus dezenten, neutralen Tönen und stärkeren, intensiven Farbakzenten gestaltet sein.

Was waren eure Überlegungen bei der Entwicklung des neuen Farbkonzepts für den S 43 K? Wie seid ihr auf Mineralien und Edelsteine als Inspirationsquelle gekommen? 

Klassiker von Thonet und so auch der S 43 (K) beziehen ihren Wert und ihre Stärke aus ihrer Zeitlosigkeit. Sie wirken wie ein Hort der Beständigkeit und befriedigen damit den Wunsch nach Ruhe, Vertrautheit und Harmonie.
Die Kombination aus kräftigen, aber warmen Gelb- und Orange-Rot-Tönen vermittelt Wärme und Ruhe und kommt dem Bedürfnis nach heimischer Gemütlichkeit nach.

Diese Farbpalette wird ergänzt durch einen dunkleren, kühleren Grünton sowie einen starken Blauton. In der Gesamtheit wirken die Farben sehr natürlich und warm. Einzeln sind es dennoch kräftige Farbtöne.

Bei Farbbenennungen wie Bernstein, Smaragd oder Obsidian haben wir uns von der Mineralogie und Geologie inspirieren lassen, um auch auf diese Weise die Beständigkeit und Langlebigkeit der Klassiker zum Ausdruck zu bringen.

Warum eignet sich das Modell S 43 von Thonet besonders, um es auch in einer Ausführung für Kinder anzubieten? Spielt das „Freischwingen“ eine Rolle? Und ist Stahlrohr als Material nicht zu kühl, um für Kinder ansprechend zu sein? 

Das Schwingen ist ein spielerisches Moment, das den Spieltrieb fördert. Die Ausführung in Stahl und Buchenholz bringt die Robustheit mit, die ein Kinderstuhl braucht, um den Spielalltag langfristig überdauern zu können. 

Und noch schöner ist es, wenn eine kindliche Frage, wie etwa „Warum hat der Stuhl gar keine vier Beine?“, das Bewusstsein für kreative Lösungsansätze weckt.