Thonet, 100 Jahre Bauhaus Dessau

100 Jahre Bauhaus Dessau

Moderne Linien aus Stahl: 
Wie Ideen des Bauhauses das Möbeldesign prägten

100 Jahre Bauhaus Dessau | 100 Jahre B 9 von Thonet
 

Vor 100 Jahren zog das Bauhaus von Weimar nach Dessau. Zeitgleich experimentierten Gestalter wie Marcel Breuer und Mart Stam, die zeitweise am Bauhaus lehrten, vielfältig mit dem Material Stahlrohr. Bislang fand das Material lediglich bei Funktionsmöbeln für Krankenhäuser oder im Transportwesen Anwendung. Marcel Breuer nutzte es erstmals, um Wohnmöbel zu gestalten. In der heutigen Zeit wird Stahlrohr nahezu instinktiv mit den Freischwingern assoziiert. Den Anfang machte jedoch der Hocker B 9 H, der sich auch heute noch – 100 Jahre nach seinem Entwurf – im Thonet Portfolio befindet. Ursprünglich für die Kantine des Dessauer Bauhaus-Gebäudes entworfen, entwickelte sich aus dem Hocker in kurzer Zeit das Satztisch-Set B 9. Die B 9 Kollektion von Thonet verkörpert die ästhetischen wie historischen Verbindungen zum Bauhaus wie kein anderes Möbelstück. Durch ihre reduzierte Form, die aus einem durchgehenden Stahlrohr und einer Platte besteht, ermöglichen sowohl Hocker als auch Tische den freien Blick durch den Raum. Die B 9 Satztische sind nahtlos ineinanderschiebbar und als bewegliche Objekte gedacht. Auch in den zeitgenössischen Entwürfen und Bearbeitungen von Thonet, wie dem S 243 von Frank Rettenbacher oder Jil Sanders persönlicher Überarbeitung der Bauhausklassiker unter dem Namen JS . THONET, schwingen die damaligen Werte mit.

Die Stiftung Bauhaus Dessau feiert ab September 2025 ein Jubiläumsjahr mit einem künstlerischen Programm, Ausstellungen, Konferenzen und Festen. Unter dem Motto „An die Substanz“ rücken die Materialien der Moderne und der Gegenwart in den Mittelpunkt.

Inhaltliche Ausrichtung am Bauhaus Dessau

In der Zwischenkriegszeit änderte sich die strategische und ästhetische Ausrichtung des 1919 gegründeten Bauhauses immer wieder. In den 1920er-Jahren war das Bauhaus neben dem Expressionismus stark von der niederländischen De Stijl-Bewegung geprägt. In deutschen Städten entstanden viele neue Siedlungen als praktische Beispiele eines „Neuen Bauens“. Deren versachlichte Architektursprache verlangte nach passenden Möbeln. 1925 entwarf Walter Gropius das Bauhausgebäude in Dessau, das über den Zeitraum von einem Jahr hinweg bezogen wurde. Heute ist es gemeinsam mit den Meisterhäusern in Dessau Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Das Bauhaus Dessau ist ein maßgeblicher Bezugspunkt, nicht aber der Entstehungsort der neuen Stahlrohrmöbel, die Breuer erstmalig in der Versuchswerkstatt der Junkers-Flugzeugwerke realisierte. Auf der Werkbundausstellung „Die Wohnung“ 1927 in Stuttgart, auch Weißenhofsiedlung genannt, wurden neben anderen Stahlrohrmöbeln auch die ersten Freischwinger der Öffentlichkeit präsentiert. 1929 publizierte Thonet den ersten eigenen Katalog mit Stahlrohrmöbeln. Diese stellten einen starken Kontrast zu den Holzmöbeln der Gründerzeit dar und versprachen etwas völlig Neues.

100 Jahre Bauhaus Dessau
100 Jahre Bauhaus Dessau

Die ersten Stahlrohrmöbel

Der Legende nach hatte Marcel Breuer beim Anblick seines Fahrradlenkers ein Aha-Erlebnis. Die Idee, Wohnmöbel aus Stahlrohr zu fertigen, war geboren. Mit der Umsiedlung nach Dessau entstanden Verbindungen zwischen dem Bauhaus und den dort ansässigen Junkers-Flugzeugwerken. Breuer arbeitete mit einem Schlossermeister der Versuchswerkstatt zusammen und baute dort die ersten Stahlrohrmöbel darunter den B 9. Der ursprünglich als Hocker konzipierte B 9 H fand als platzsparendes B 9 Satztisch-Set auch in den Studentenapartments und Meisterhäusern in Dessau einen Platz. 

Das Material Stahlrohr an sich war keine Neuheit. Bereits im Jahr 1885 hatten die Brüder Mannesmann ein Patent für nahtlos gewalzte Stahlrohre erhalten. In den 1890er-Jahren gelang es ihnen, im sogenannten „Mannesmann-Verfahren“ kaltgezogene Rohre im industriellen Maßstab herzustellen. Bis zu diesem Zeitpunkt galt es jedoch als zu kalt und hart für den Einsatz in der Wohnmöbelfertigung. Dieser Kontrast hatte jedoch Potenzial. Da das Stahlrohr frei von einer langen Historie war, erlaubte es, neue Formen für Wohnen und Leben zu finden. Im Zuge der Weißenhofsiedlung in Stuttgart wurden die neuen Stahlrohrmöbel im Jahr 1927 einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. In ganz Europa entwarfen Gestalter:innen wie Eileen Gray, Charlotte Perriand, Le Corbusier, Gerrit Rietveld, Hans Luckhardt, Erich Mendelsohn und Alvar Aalto neue Möbel. Stahlrohrmöbel waren weniger monumental als Massivholzmöbel und ermöglichten eine neue Perspektive auf das Wohnen. So schrieb Marcel Breuer selbst: „möbel, sogar die wände eines raumes, sind nicht mehr massig, monumental, […] sie sind vielmehr luftig durchbrochen, […] in den raum gezeichnet; sie hindern weder die bewegung, noch den blick durch den raum.“

100 Jahre Bauhaus DessauMarcel Breuer
100 Jahre Bauhaus Dessau
100 Jahre Bauhaus Dessau

Weiterentwicklung der Stahlrohrmöbel bei Thonet

Doch völlig frei von jeglicher Geschichte agierten die Gestalter:innen nicht. Der Reiz des Stahlrohrs lag neben seiner Optik in seiner Plastizität. Mit seinen Bugholzmöbeln hatte Michael Thonet bereits eine bis dahin nicht für möglich gehaltene Formbarkeit bewiesen. 1928 schloss Thonet einen Vertrag mit Marcel Breuer und übernahm 1929 dessen Firma „Standard Möbel“. Ein Jahr später richtete Thonet im Frankenberger Werk eine eigene „Stahlabteilung“ ein. Dort wurden und werden neben dem B 9 auch andere Entwürfe von Marcel Breuer, wie die Freischwinger S 32/S 64, produziert. In den 1930er-Jahren erwarb Thonet zudem die Lizenzrechte einiger Entwürfe von Mart Stam und Ludwig Mies van der Rohe. Darüber hinaus entwickelte der Hersteller selbst eigene Stahlrohrmöbel. So entstanden unter anderem der S 411, eine gepolsterte Sesselvariante des Freischwingers, die B 97 Satztische, eine Weiterentwicklung der B 9 Tische von Marcel Breuer, sowie der B 285, ein Schreibtisch mit einem Gestell aus einem einzigen Stahlrohr. In den 1930er-Jahren stieg Thonet zum größten Stahlrohrmöbel-Hersteller der Welt auf – eine Erfolgsgeschichte, der die NS-Diktatur und der Zweite Weltkrieg ein vorläufiges Ende setzten. Erst Ende der 1960er-Jahre kam Stahlrohr langsam wieder in Mode. 

100 Jahre Bauhaus Dessau

Lebendiges Bauhaus-Erbe: JS . THONET und der S 243

Bis heute stellt Thonet einige der wichtigsten Entwürfe unserer Zeit her. Aufgrund ihrer Luftigkeit und Materialität lassen sie sich auch in zeitgenössische Gestaltungskonzepte integrieren. Zugleich werden die Ideale und Entwürfe des Bauhauses bei Thonet immer wieder neu gedacht. So hat die Modedesignerin Jil Sander für die Edition JS . THONET den Bauhausklassikern S 64 und B 97 (eine Weiterentwicklung des B 9 Satztisch-Sets) in den Linien NORDIC und SERIOUS einen zeitgenössischen Look verliehen. Das markante Stahlrohr erscheint hier mit mattem Nickelsilver-Finish oder in glänzender Titan-Optik. Als Kind der Nachkriegszeit wurde die Hamburgerin von den Idealen des Bauhauses als Zeitgeist des Wiederaufbaus geprägt.

Doch auch aktuelle Neuentwürfe von Thonet greifen die reduzierte Formsprache in Verbindung mit dem Stahlrohr auf. Der vierbeinige S 243 von Frank Rettenbacher kombiniert unterschiedlich dicke Stahlrohrbeine mit gefärbten Formholzteilen und schafft so einen farbenfrohen, reduzierten und erschwinglichen Stuhl ganz im Sinne des Bauhauses.

JS . THONETJS . THONET - A personal interpretation by Jil Sander
S 243, Frank RettenbacherS 243, Design Frank Rettenbacher

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