Das Interview führte Ute Laatz und ist erschienen im AW Spezial Nachhaltigkeit – AW Architektur & Wohnen 6/21. Fotos: Markus Well (Ursula Tischner), Frank Fendler (Stefan Schulze-Hausmann)
S. S-H: Ich bin von Haus aus Rechtsanwalt, habe aber auch 30 Jahre lang als Moderator fürs ZDF gearbeitet. Durch meine Mitarbeit beim 1999 gestarteten Wissenschaftsmagazin „Nano“ beschäftigt mich das Thema „Nachhaltigkeit“ tatsächlich somit schon seit Jahrzehnten. Vor etwa 15 Jahren ist mir aufgefallen, dass es keine Auszeichnung für Unternehmen gibt, die sich mit Nachhaltigkeit befassen. Damals war das Thema noch total frisch und sehr grün geprägt. Mit der Zeit wurde es aber viel breiter. Mir selbst ging es bei der Gründung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises immer ums Moderieren. Ich habe mich als Vermittler verstanden und zunächst tatsächlich auch total unterschätzt, was daraus werden und entstehen kann. Es ist inzwischen ein wirklich großes Projekt geworden. Wir bringen hier ganz unterschiedliche Partner zusammen, die sich woanders nie treffen würden. Know-How-Träger treffen auf Geldgeber, Geldverweigerer (lacht) und Vertreter von NGOs (Nichtregierungsorganisationen, Anmerkung der Redaktion). Das gemeinsame Ziel dabei ist, die Transformation, also den Wandel, hervorzubringen und zu beschleunigen. Wir wollen mit dem Preis Akteure finden und ihnen sagen: „Ihr seid gut“. Und zu den anderen: „Schaut mal, die sind gut.“ Der Preis lenkt das Augenmerk auf Akteure, die etwas wirklich Gutes machen. Wenn die sich alle im Rahmen unserer Auslobung treffen, ist uns vielleicht mehr gelungen als wir ahnen. Wir laden ein und geben ihnen mit dem unverbindlichen Gedankenaustausch gute Gründe zu kommen – dann sehen sich die, die einander womöglich sonst eher aus dem Weg gehen. Und auch die Politik ist dabei. Sie muss ja ihr Handeln erklären, und kann sich hier inspirieren lassen. Lobbyisten sind auch da, das ist ihre Kernarbeit. Aber weil es so viele unterschiedliche Lobbyisten und Fachleute sind, ist das Verhältnis ausgewogen. Sie fungieren als Sprachrohre für andere, die was können und denen sonst vielleicht eine laute Stimme fehlt.
U.T.: Der Preis verbindet alle. Unternehmen, Designer und Konsument. Der Verbraucher wird durch das verliehene Siegel aufmerksam gemacht und informiert. Es gibt so viele Behauptungen und Aussagen, die nur schwer einzuordnen sind. Da bedarf es einer Auszeichnung, der man vertrauen kann. Nachhaltigkeit und Eco Design als Thema sind auf dem Markt ganz sicher das „The Next Big Thing“. Der Wandel geht vom Human Centric Design hin zum Humanity Centric oder Planet Centric Design. Das heißt so viel wie „nicht mehr der Mensch steht im Mittelpunkt, mit all seinen Forderungen nach Ergonomie und optimalem Nutzen, sondern unsere Umwelt. Wir müssen in aller erster Linie den Planeten schützen und retten, denn ohne ihn geht es nicht. Und da habe ich das Gefühl, es bewegt sich was. Inzwischen etabliert sich auch ein neuer Begriff des „enkelfreundlichen Designs“. Dabei steht die nächste Generation im Fokus. Wir greifen dieses Bewusstsein und die Forderung mit der Vergabe des Preises auf und lenken im besten Fall die Aufmerksamkeit auf die Kernfelder der Nachhaltigkeit.